Donnerstag, 14. Juni 2012

Transparenz und Demokratie: WikiLeaks

Die Veröffentlichungen von amerikanischen Staatsdokumenten durch WikiLeaks haben besonders im Jahr 2010 grosse Wellen geworfen. Marcel Rosenbach und Holger Stark bringen in ihrem Buch über den Gründer von WikiLeaks die Ereignisse wie folgt auf den Punkt: „Für Julian Assange, aber auch für die amerikanische Regierung war das Jahr 2010 wie ein Feuerwerk: je länger es dauerte, desto spektakulärer wurden die Enthüllungen, bis zum Finale furioso zum Jahresende, das den Regierenden weltweit den Atem stocken liess“ (Rosenbach, Stark 2011, S. 7). Heute ist es um WikiLeaks einiges ruhiger geworden. Es wird fast ausschliesslich über Julian Assange und seine mögliche Auslieferung an Schweden berichtet (http://www.blick.ch/news/wirtschaft/oberstes-gericht-prueft-antrag-von-wikileaks-mitbegruender-assange-id1921158.html).

Eine Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Thema, das mit der Veröffentlichung der geheimen Dokumente aufgeworfen wurde, findet in viel geringerem Masse statt: Die Frage, wie mit Informationen im Internet umgegangen werden soll und welche Transparenz in einer demokratischen Gesellschaft notwendig und vertretbar ist (www.zeit.de/digital/internet/2010-12/wikileaks-kontrolle-transparenz).

WikiLeaks vertritt grundsätzlich die Meinung, dass es möglich sein sollte, geheime Dokumente, egal ob von staatlichen Behörden oder privaten Unternehmen,  anonym zu veröffentlichen. Der Sinn der Veröffentlichung sei es, für mehr demokratische Transparenz zu sorgen. Allen Menschen, unabhängig von Ort und sozialer Stellung, und insbesondere den Medien sollte es möglich sein, Zugang zu direkten und damit objektiven Daten zu erhalten. Vor allem die Transparenz der Medien könnte verbessert werden, wenn die Rezipienten durch den Zugang zu den Originaldokumenten auch nachvollziehen können, wie die Journalisten diese interpretieren und letztlich über das Thema berichten (http://de.wikipedia.org/wiki/WikiLeaks).


Dass diese Haltung auch problematisch sein kann, haben nicht nur Vertreter der staatlichen Behörden in den USA erkennen müssen (Rosenbach, Stark 2011, S. 23-24). Auch Reporter ohne Grenzen kritisierte in einen offenen Brief an Assange die Veröffentlichung von einzelnen Originaldokumenten über den Krieg in Afghanistan als verantwortungslos. Mit den Dokumenten seien auch Namen von Afghanen veröffentlicht worden, die mit dem Militärbündnis in Afghanistan zusammengearbeitet haben und nun ihn Lebensgefahr sind. Auch wurde ihm vorgeworfen, mit dieser Aktion demokratischen Staaten gute Gründe geliefert zu haben, das Internet genauer zu überwachen. Im Brief wurde betont, dass WikiLeaks dieselbe Verantwortung trage wie Journalisten bei ihrer Arbeit. Dabei muss auch WikiLeaks beachten, welche Informationen überhaupt veröffentlicht werden dürfen (http://en.rsf.org/united-states-open-letter-to-wikileaks-founder-12-08-2010,38130.html).

von ev 

Quellen:
Rosenbach, Marcel; Stark, Holger (2011): Staatsfeind WikiLeaks. Wie eine Gruppe von Netzaktivisten die mächtigsten Nationen der Welt herausfordert. München. Deutsche Verlags-Anstalt.









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