Dienstag, 19. Juni 2012

Social Media: Instrument der Kriegsführung?


Project Censored veröffentlicht jedes Jahr eine durch ein Redaktionsteam ausgewählte Liste von Artikeln, die in den Medien von ihrer Bedeutsamkeit her zu wenig Beachtung gefunden haben oder zensuriert wurden. Auf der diesjährigen Liste ist an zweiter Stelle ein Artikel aufgeführt, der darüber berichtet, wie das amerikanische Militär beabsichtigt, Social Media-Nutzer zu beeinflussen (http://www.projectcensored.org/).

Laut diesem Bericht vom 17. März 2011 im Guardian hat das amerikanische Militär die Entwicklung einer Software in Auftrag gegeben, die es ermöglicht, Social Media zu manipulieren, ohne dass es die Nutzer bemerken. Das Programm soll Mitarbeiter des Militärs in die Lage versetzen, verschiedene Identitäten auf Social Media-Plattformen anzunehmen und sich in die Kommunikation einzuschalten oder proamerikanische Propaganda zu verbreiten.

Solche vorgetäuschten Identitäten werden von Social Media-Nutzern als sock puppets bezeichnet. Das Annehmen solcher Identitäten ist in den USA verboten (http://www.guardian.co.uk/technology/2011/mar/17/us-spy-operation-social-networks). 2010 wurde beispielsweise ein Rechtsanwalt in New York zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil er im Internet unter Angabe falscher Identitäten Posts auf Blogs veröffentlicht und E-Mails geschrieben hatte (http://www.foxnews.com/us/2010/11/18/ny-lawyer-faces-sentence-dead-sea-scrolls-case/). Das Unternehmen Facebook, das seinen Sitz in den USA hat, gibt als Nutzungsbedingung ebenfalls vor, dass bei der Erstellung eines Accounts keine falschen Angaben über die Identität gemacht werden dürfen (http://www.washingtontimes.com/news/2011/mar/1/us-central-command-friending-the-enemy-in-psycholo/print/).

Nach Aussagen des Militärs soll der Einsatz der Software nur auf fremdsprachigen und nicht-amerikanischen Seiten stattfinden, um nicht gegen die Gesetze zu verstossen. Hauptsächlich sei es das Ziel, feindlichen und extremistischen Bewegungen, vor allem der Rekrutierung von Selbstmordattentätern durch die Taliban, entgegenzuwirken. Deshalb ist geplant, das Programm in Arabisch, Paschtunisch und Urdu einzusetzen (http://www.telegraph.co.uk/technology/social-media/8389577/Pentagon-buys-social-networking-spy-software.html).

Dennoch wurde das Vorgehen der USA mit Chinas Umgang mit dem Internet verglichen. Besonders kritisiert wurde, dass die USA dadurch ein schlechtes Vorbild abgeben und damit nicht nur andere Staaten, sondern auch private Unternehmen zu einem ähnlichen Vorgehen verleiten könnten (http://www.guardian.co.uk/technology/2011/mar/17/us-spy-operation-social-networks). Eine solche Instrumentalisierung der Social Media ist für die freie Meinungsäusserung sicher nicht förderlich.

von ev











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