Donnerstag, 24. Mai 2012

Zensur im Iran I: Das Intranet



Neben China ist Iran das Land, welches immer wieder wegen Zensurmassnahmen in den Schlagzeilen steht. In den letzten Monaten wurde öfters über die Absicht der iranischen Regierung berichtet, den Zugang zum Internet massiv einschränken und praktisch ein Intranet für das Land aufbauen zu wollen (http://www.nzz.ch/aktuell/digital/iran_zensur_internet_https_verschluesselung_google_yahoo_1.15014433.html). Dabei besteht bereits jetzt ein ausgeklügeltes Filtersystem. Der Zugang zu Webseiten, welche regierungskritische oder nach Ansicht der Regierung schädliche Inhalte verbreiten, wird ganz oder zeitweise blockiert (http://de.wikipedia.org/wiki/Internetzensur_im_Iran).


Im Iran sind nicht nur Internet-Dienste der Zensur ausgesetzt, sondern die Informations- und Meinungsfreiheit sowie die Pressefreiheit sind allgemein eingeschränkt. Die Medien unterstehen der Kontrolle der höchsten politischen Instanz im Land, dem geistlichen Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei. Nach dem Grundsatz 24 in der Verfassung ist die „Meinungsfreiheit in Publikation und Presse“ gewährleistet, insofern nicht die „Grundlagen des Islam und die Rechte der Öffentlichkeit beeinträchtigt“ werden (Rudel 2009, S. 34, http://opus.haw-hamburg.de/volltexte/2009/889/). 

Viele Websites sind im Iran gesperrt. Die Plattform Facebook gilt beispielsweise als unislamisch und deren Nutzung als eine Sünde. Nach den Aussagen eines iranischen Geistlichen schwächt sie den Glauben, weil auf ihr Unsittliches verbreitet werde (http://www.focus.de/politik/ausland/iran/internet-zensur-im-iran-ajatollah-nennt-facebook-eine-unislamische-suende_aid_700334.html ). Der Iran gilt auch als jenes Land auf der Welt, in dem als erstes ein Blogger verhaftet wurde (Rudel 2009, S. 37).

Ungeachtet der Bemühungen der Regierung haben das Internet und Social Media im Iran eine grosse Bedeutung. Iran hat eine Bevölkerung, die sehr jung ist (zwei Drittel sind unter 30-jährig) und auch neuen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen ist und versiert mit diesen umzugehen weiss. Viele wissen, wie Zensurmassnahmen umgangen werden können. Es wird davon ausgegangen, dass ca. 17 Millionen Iraner einen Account bei Facebook haben und die Bloggercommunity scheint eine der grössten der Welt zu sein. Selbst die Internetzensur der Regierung wird mittels Social Media öffentlich dokumentiert. So veröffentlichte ein iranischer Internetnutzer einen Film auf YouTube, in dem zu sehen ist, dass er iranische Websites zwar abrufen, aber auf seine Konten bei Gmail, Yahoo Mail und Hotmail nicht zugreifen kann (http://www.transparency-for-iran.org/panorama/iranische-webnutzer-im-depressionsmodus).

von ev








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